Barriere-Check in Lunestedt: Kinder machen sich stark für Inklusion

Grundschule Lunestedt startet gemeinsames Projekt zur Barrierefreiheit mit Kindern, Gemeinde und Landkreis

Wie zugänglich ist unser Ort eigentlich für Menschen mit Beeinträchtigungen? Diese Frage stand am Anfang eines besonderen Projekts an der Grundschule Lunestedt. Entstanden ist die Idee im Inklusionsbeirat des Landkreises Cuxhaven: Jürgen Wintjen, erster Vorsitzender des Beirats, wandte sich an Bürgermeister Guido Dieckmann – und der fand in Rektorin Ines Woyciniuk sofort eine engagierte Mitstreiterin. Gemeinsam mit dem Schülerrat entwickelte sie ein Konzept, um Barrieren im Alltag zu erkennen und Lösungsideen zu entwickeln.

Unterwegs waren die Schülerinnen und Schüler bereits am 28.03.2025 unter anderem am Bahnhof, im Supermarkt, beim Bäcker, im Lubibad, auf Spielplätzen, an Bushaltestellen, am Sportplatz, im Feuerwehrhaus – und natürlich an ihrer eigenen Schule. Dabei kamen viele konkrete Beobachtungen zusammen: eine fehlende Beleuchtung an der Bushaltestelle, eine Stufe am Bäckereingang, Spielgeräte, die mit dem Rollstuhl nicht genutzt werden können, oder das fehlende WC für Menschen mit Behinderung im Schwimmbad.

„Die Kinder haben ganz genau hingeschaut und wichtige Fragen gestellt: Kommt man hier mit einem Rollstuhl hin? Gibt es eine Toilette? Wie können alle mitspielen?“, berichtet Schulleiterin Ines Woyciniuk, die gemeinsam mit Nele Ahrens den Schülerrat leitet und zusammen das Konzept zum Projekt entwickelt haben. „Was dabei herauskam, ist beeindruckend. Es zeigt, dass die Kinder ein gutes Gespür für Gerechtigkeit und Teilhabe haben.“

Für Bürgermeister Guido Dieckmann ist das Projekt ein wichtiger Schritt: „Barrierefreiheit betrifft uns alle. Es geht darum, dass jeder Mensch sich ohne Einschränkungen bewegen und mitmachen kann – ob am Spielplatz, in öffentlichen Gebäuden oder beim Einkaufen. Dass ausgerechnet die Kinder dieses Thema so ernst nehmen, ist ein starkes Zeichen.“

Der Blick der Kinder fiel auf Dinge, die vielen Erwachsenen gar nicht mehr auffallen. Wo es keine Blindenmarkierungen gibt, wo Stufen im Weg sind oder wo eine Überdachung fehlt, haben die Kinder mit ihren Fragebögen und vielen Ideen angesetzt.

„Ich finde es großartig, dass die Schule sofort mitgemacht hat“, sagt Jürgen Wintjen. „Solche Projekte machen Mut, weil sie zeigen, dass Inklusion im Kleinen beginnt. Die Rückmeldungen aus Lunestedt sind so positiv, dass wir das Projekt jetzt auf zwei weitere Schulen im Landkreis ausweiten möchten.“

Auch Christine Wagner, Schriftführerin im Inklusionsbeirat, betont: „Barrierefreiheit ist keine Spezialanforderung für einzelne Gruppen – sie nützt allen. Wenn wir sie von Anfang an mitdenken, machen wir unsere Orte lebenswerter für alle Generationen.“ Eines hat dieses Projekt ganz klar gezeigt: Barrierefreiheit beginnt mit dem Hinschauen und mit dem Willen, etwas zu verändern.

Ein Wunsch der Kinder: ein barrierefreies Spielgerät für den Schulhof, der auch nach Schulschluss als öffentlicher Spielplatz genutzt wird. Auch bei künftigen Planungen, etwa bei Neubauten oder Sanierungen, soll das Thema Barrierefreiheit stärker berücksichtigt werden. Vorschläge wie selbstöffnende Türen, barrierefreie WC-Anlagen oder besser beleuchtete Haltestellen wurden notiert und an die Gemeindeverwaltung weitergegeben.

Vorgestellt wird das Projekt auch noch einmal öffentlich: Am 2. Juli 2025 um 10:10 Uhr beim „Großen Regenbogen“ an der Grundschule Lunestedt wird der Schülerrat seine Ergebnisse präsentieren.